Die Freiwillige Feuerwehr Hagenberg rückte am Donnerstag, 21. Mai 1914 zum Großfeuer im Nachbarort Friensdorf aus. Das Feuer wurde gegen ½ 12 Uhr nachts bemerkt und hüllte in wenigen Minuten sechs Objekte, fast alle mit Strohdachung, in ein Flammenmeer.
Die Bewohner von Hagenberg wurden durch die Signalrufe der Feuerwehrhornisten Höllinger und Gaisbauer aus dem Schlafe geweckt. Helle Feuerröte sah man durch alle Fenster leuchten. Die dunkle Nacht war so erhellt, daß man am westlichen Zifferblatte der Turmuhr unserer Kirche die Zeit auf eine Minute genau ablesen konnte. Der Himmel war feuerrot, die Bäume im Park wie bengalisch beleuchtet.
Es wurde raschest abgerückt und stellte unsere Wehre 44 Mann, 1 Saugspritze, 1 Schlauchkarren, 1 Mannschaftswagen und 4 Pferde in den Dienst. Leider konnte man sich nur mehr darauf beschränken, einzelne Objekte vor Durchbrennen in tiefer gelegene Wohn- und Wirtschaftsräume zu schützen.
Einigen unserer tapferen Mitglieder gelang es, aus dem Rudlgute Rinder in Sicherheit zu bringen, die sonst wohl in den Flammen umgekommen wären; hier hatte sich unser Hauptmann-Stellvertreter Josef Binder wieder als ein erprobter Wehrmann erwiesen.
Die Löschaktion leiteten abwechselnd Herr Obmann/Hauptmann Georg Friedrich Graf Dürckheim und Herr Josef Binder, unterstützt von den beiden Zugskommandanten Radler und Lötz. Alle am Brandplatz erschienenen 44 Mitglieder arbeiteten zielbewußt mit Aufgebot ihrer ganzen Kräfte durch 4 ½ Stunden.
Das Feuer war in dem dem Bürgermeister Ramer gehörigen und von Inwohnern bewohnten Simmerlgute, Friensdorf Nr.8 zum Ausbruche gekommen. Die Flammen verbreiteten sich mit rasender Schnelligkeit und ergriffen das Rudlgut Nr. 1 und das gleichfalls dem Bürgermeister gehörige Bauernhaus Nr. 2. Fast gleichzeitig fing auch das Maiergut Nr. 7 zu brennen an.
Von dort griff das Feuer auf das Haus Nr. 6 des Gastwirtes Aigner, in dem die Frau Wirtin schon lange lahm danieder lag, über. Zuletzt wurde das Reichlgut Nr.5 vom Feuer erfaßt. Von den dort beisammenstehenden acht Häusern brannten sechs. Die Hitze war so groß, daß sich Feuerwehrleute, die durch einen 15 m breiten Durchgang zwischen 2 Brandobjekten durchgingen, die Wangen verbrannten. Menschenleben waren keine zu beklagen. Am Brandplatze erschienen im ganzen 7 Feuerwehren mit 8 Spritzen, die mit aller Anstrengung und Ausdauer arbeiteten. Eifrig arbeitete auch die Bahnhoffeuerwehr Pregarten mit.
Die Schadenssumme beläuft sich auf ca. 80000 Kronen. Am 22. Mai 1914 erschien Sr. Gnaden, Landeshauptmann Hauser in Friensdorf, besuchte und tröstete die einzelnen Familien und überreichte als erste Gabe 600 Kronen.
Der Umstand, daß unser Herr Obmann aus eigenen Mitteln im Frühjahr 1914 durch Vermittlung des Herrn Direktor Hans Lötz von der Wiener Feuerwehr einen kompletten Löschtrain (einen sogenannten Universallöschwagen) sowie eine Schiebleiter käuflich erworben hatte und diese Lösch- und Rettungsgeräte (für den nunmehr gebildeten 2. Löschzug) der Feuerwehr bei Hilfeleistung zur Verfügung stellt, wurde die Freiwillige Feuerwehr von Hagenberg, die bis dahin nur über eine große Saugspritze und eine kleine Kastenspritze älteren Systems verfügte, in ihrer Leistungsfähigkeit um Bedeutendes gehoben.
Durch Einflußnahme der Wehr gelang es, daß die Bewohner von Anetzberg und Oberaich in sehr anerkennungswerter Opferwilligkeit die Erbauung eines kleinen Spritzenhauses bei dem Wirtschaftsobjekte des Herrn Leway (Tannerwirt) in Anitzberg bewerkstelligten.
Die Einstellung des neuen Löschtrains erforderte aber auch eine Änderung in der Organisation und machte die Aufstellung zweier größerer Löschzüge erforderlich. Als Kommandant des I. Zuges wurde Herr Hauptmann-Stellvertreter Radler, als Kommandant des II. Zuges Herr Direktor Hans Lötz bestellt. Die Zuteilung der Mannschaften zum I. und II. Zug erfolgte über Bestimmung der Vereinsvorstehung.
Für die Löschgeräte des I. Zuges wurde das alte Feuerwehr-Depot belassen, während unser Herr Obmann für den Universallöschwagen des II. Zuges aus eigenen Mitteln ein Depot erbaute (beim ehemaligen Meierhof-heute Softwarepark). Auch für den I. Zug kaufte die Freiwillige Feuerwehr von der Wiener Feuerwehr eine 10 Meter lange Anstell-Klapp-Steckleiter, die zum Teile auf der Saugspritze und am Mannschaftswagen untergebracht ist.
Die kleine hölzerne, bisher im herrschaftlichen Maierhofe verwendete Kastenspritze samt Schläuchen wurde in das beim Gasthof Leway in Anetzberg gleichfalls neuerbaute Depot verlegt und wird im Verwendungsfalle von dort wohnenden Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr Hagenberg bedient; diese kleine alte Löschmaschine, die sich schon öfter bestbewährt hat, kann im Ernstfalle gewiß noch gute Dienste leisten.
Der schreckliche Krieg, welcher Anfang Juli 1914 (1.7.1914) über unser liebes Vaterland hereinbrach, hat auch unsere Wehre schwer betroffen. Am 2. August 1914 um 7 Uhr früh geleiteten wir mit Musik 10 zum Kriegsdienst einrückende Kameraden zum Bahnhofe Prägarten, 2 weitere folgten noch vor Ende des Jahres Diesen nach.
Die Sanitätsabteilung unserer Wehre hat gemeinsam mit Jenen in Prägarten und Wartberg die Einrichtung getroffen, daß ab 14. September 1914 bei jedem in Prägarten einlangenden, personenführenden Zug zwei Sanitätsmänner anwesend waren, um ankommenden verwundeten oder rekonvaleszenten Kriegern wenn nötig, Hilfe zu leisten, sie zu laben, eventuell ihnen ein Nachtlager oder auch Fahrgelegenheit in die Heimat zu besorgen. Dieser Bahnhofdienst wurde bis 3. Jänner 1915 aufrecht erhalten, wo sich dann zeigte, daß die Militärverwaltung verwundete oder rekonvaleszente Krieger überhaupt nicht mehr in die Heimat entließ.
Im November wurde den von der Pfarre Hagenberg Eingerückten durch Vermittlung der Freiw. Feuerwehr Hagenberg und durch die Opferwilligkeit der Pfarrgemeinde eine Weihnachtsspende ermöglicht und gingen die Kistchen, welche von den Mitgliedern der gräflichen Familie eigenhändig gepackt wurden, in den ersten Tagen des Christmonates an die Krieger ab. Es wurde jedem der 81 Geschenkkistchen eine Nummer des Linzer Volksblattes (Nr. 275 vom 27.11.1914) beigepackt, in welcher Nummer Interessantes aus Hagenberg zu lesen war. Viele haben in rührenden Kundgebungen den Empfang der kleinen Liebesgabe bereits bestätigt, daß noch die übrigen Kistchen den richtigen Adressaten erreichen möge, wollen wir hoffen.
Zur Kriegsanleihe zeichnete die löbliche Feuerwehr 800 Kronen. Aus Anlaß des Krieges hat Hagenberg in Herrn Schmiedinger auch einen Polizeimann für Kriegsdauer erhalten.